Aktuelles aus dem EZETTHERA

EZETTHERA Newsletter November 2023

  • Junge Leute werden viel zu früh aufgeregt und dann im Zeitstrudel fortgerissen; Reichtum und Schnelligkeit ist, was die Welt bewundert und wonach jeder strebt; (…) worauf die gebildete Welt ausgeht, sich zu überbieten, zu überbilden, und dadurch in der Mittelmäßigkeit zu verharren…
    Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)

    Meine Gedanken dazu sind wie immer am Ende des Infobriefs, aber wer informiert sein möchte, sollte auch das lesen, was dazwischen steht.

    Liebe Tanz- und Therapieinteressierten,

    es ist eine Zeit der Unsicherheiten. Umso wichtiger ist es, dass wir es schaffen, uns immer wieder auf uns und unsere Ressourcen besinnen zu können. Unsere Angebote tragen zur Entwicklung und Stärkung dieser bei.

    Inhalt des Newsletters:

    1. Seminare und Workshops
    2. Kurse
    3. Tanztherapie-Ausbildung

    1. Seminare und Workshops

    2023

    2024

    Auch wenn wir die Planung für 2024 noch nicht ganz abgeschlossen haben, ist das Programm schon jetzt vielfältig und bunt:

    2. Kurse

    Online-Kurse

    • Die monatliche Online-Supervisionsgruppe am Freitag bei Susanne Bender bietet Personen, die weiter weg wohnen, die Möglichkeit, dieses Angebot zu nutzen. Die Gruppe ist voll. Man kann sich auf eine Warteliste setzen lassen.
    • Die Fortbildungsreihe zum Kestenberg Movement Profile mit Susanne Bender (6 von 7 Terminen verbleibend: 08.11.2023 (Spannungsflussrhythmen) / 22.11.2023 (Vorantriebe) / 06.12.2023 (Antriebe) / 20.12.2023 (Formfluss) / 10.01.2024 (Richtungsbewegungen) / 24.01.2024 (Formen)) ist für Menschen, die ihre Kenntnisse auffrischen wollen. Die Termine können einzeln gebucht werden. 

    3. Tanztherapie-Ausbildung

    Seit 38 Jahren bieten wir Menschen eine neue Perspektive in ihrer beruflichen Aus­rich­tung und haben so schon vielen geholfen, ihrem Herzen und ihrer Berufung zu folgen. Der Beginn der nächsten Ausbildungsgruppe unter der Leitung von Kerstin Hilker startet im Herbst 2024.

    Wer an einem anderen Institut eine Grundausbildung in Tanztherapie gemacht hat und bei uns weiter studieren möchte, setzt sich bitte mit uns in Verbindung. Der Aufbau der gesamten Ausbildung kann hier eingesehen werden.

    ...Unsere Gesellschaftsform wird übereinstimmend als Leistungsgesellschaft beschrieben. Da klingt ein kritischer Unterton durch und gleichzeitig merken die meisten Menschen die eigene innere Gefangenschaft in der Leistungsorientierung nicht. So kletterte in den vergangenen 40 Jahren der Krankenstand wegen psychischer Erkrankungen von zwei auf 16,6 Prozent. Selbst wenn man die Entstigmatisierung von psychischer Belastung mitberücksichtigt, zeigt es doch, wie sehr wir gefangen sind, in dem Funktionieren-Müssen. Leistung ist in den westlichen Industrienationen ein Begriff und ein Konzept, dem nur schwer zu entkommen ist. Denn die Leistung, die wir erbringen, entscheidet darüber, ob wir uns als erfolgreich erleben oder ob wir scheitern und versagen. Wie ist der Leistungsgedanke in unsere Gesellschaft gedrungen? Bis zur Aufklärung lebten die Menschen in einer Ständegesellschaft. Egal wie viel der Mensch leistete oder nicht, er konnte daraus keinen Anspruch auf Belohnung, Aufstieg oder sogar Teilhabe an der Macht ableiten und einfordern. Der Einzelne war und blieb auf die Gunst der Mächtigen angewiesen, egal welche großartige Leistung er vollbracht hatte. In der Epoche der Aufklärung, im 18. Jahrhundert, wehrten sich die bürgerlichen Denker gegen die Aristokratie und kämpften für die Rechte des Individuums. Sie forderten, dass Privilegien nicht aus der Herkunft eines Menschen erwachsen sollen, sondern aus den Verdiensten, die jemand erbringt. Es brauchte also die Grundlage der Individualisierung, der Freiheit des Individuums, damit sich der Leistungsgedanke so in eine Gesellschaft infiltrieren konnte. Jeder ist seines Glückes Schmied. Und alle machen mit, weil das Leistungsprinzip ein verführerisches Versprechen enthält: Aufstieg, Erfolg, Status, Reichtum und Macht durch Leistung. Das Leistungsprinzip verspricht also nichts weniger als Gerechtigkeit.
    So sehr die meisten mit Leistung auch gleich den Druck daran mitfühlen, ist nicht zu verkennen, dass Leistung zu erbringen zu etwas erklärt wird, was eigentlich lustvoll ist, also Höchstleistung auch in der Freizeit: den höchsten Berg zu erklimmen, sich bei Marathonläufen oder Radtouren auch noch im höchsten Alter zu übertrumpfen. Damit wird unerkannt das gesamte Sein einem bestimmten Leistungsprinzip unterworfen, was Lustgefühle auslösen und die Sinnhaftigkeit des Lebens erfüllen soll. Hierin zeigt sich vielleicht eine tiefe Sehnsucht nach der kindlichen Lust an der Leistung. Kinder haben Spaß daran Leistung zu erbringen. Je jünger sie sind, desto mehr sieht man das breite Grinsen auf ihrem Gesicht, wenn ihnen endlich das gelingt, was sie anstreben. Wenn ihnen etwas nicht gelingt, so geben sie nicht auf, sondern probieren es immer wieder – meist mit gutdosierten Pausen zwischendurch – bis es ihnen gelingt, was sie sich vorgenommen haben. Die spätere Kindheit (spätestens bei Schuleintritt) und besonders das Erwachsenenalter sind aber geprägt durch eine Verflechtung von Anstrengung und Rückmeldung. Der innere Antrieb verwischt sich mit dem Wunsch nach Anerkennung. Und so schaffen wir es, den Leistungsgedanken auf den Körper zu übertragen. Das Funktionieren-Müssen des Körpers hat mit der Industrialisierung begonnen, d.h. der Körper sollte die Dampfmaschine sein, der sehr effizient Leistung vollbringt. Das funktioniert nur, wenn man den Körper selbst durch und durch bis in die Zellstruktur als etwas versteht, das über Leistung definiert wird. Ob durch Training, Yoga, Work-Life-Balance, Essen, Zuführung von Heilwassern, Vitaminen, Nahrungsergänzungsmitteln u. a. akzeptieren wir, dass nur Eigenverantwortung, Motivation und Selbstoptimierung darüber entscheiden, ob wir es schaffen, fit, belastbar, leistungsstark, sportlich, erfolgreich und gut aussehend zu sein und zu bleiben. Wird es nicht Zeit, dies einmal grundsätzlich zu hinterfragen und nicht mit neuen Leistungsoptimierungsversprechen zu verstärken?

    Viele Grüße

    Susanne Bender

    Eingetragen am 24.10.2023

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